Der heilige Augustinus und seine Mutter, die heilige Monica (1846) vom französischen Maler Ary Scheffer

Augustinus von Hippo

Leben von Augustinus

Augustinus von Hippo wurde am 13. November 354 in Thagaste, einer römischen Provinz in Nordafrika (heute Algerien), geboren. Er stammte aus einer Familie mit gemischtem religiösem Hintergrund; seine Mutter Monika war Christin, während sein Vater Patricius Heide war. Augustinus war ein brillanter Student, der in Rhetorik und Philosophie unterrichtet wurde. Trotz seiner frühen Faszination für Manichäismus und seine späteren Erfahrungen mit Skeptizismus und Neoplatonismus, konvertierte er im Jahr 386 zum Christentum, inspiriert durch die Predigten des Bischofs Ambrosius von Mailand und die Lektüre der Bibel. Augustinus wurde 391 zum Priester und 395 zum Bischof von Hippo Regius (heute Annaba, Algerien) geweiht. Er starb am 28. August 430, während der Belagerung von Hippo durch die Vandalen.

Theologie von Augustinus

Augustinus gilt als einer der einflussreichsten Theologen der westlichen Kirche. Seine Schriften prägten das christliche Denken tiefgreifend, insbesondere seine Lehren über die Erbsünde, die Gnade und die Vorherbestimmung. In seinem Werk „Confessiones“ (Bekenntnisse) beschreibt er seinen Weg zum Christentum und betont die Notwendigkeit der göttlichen Gnade für die Erlösung. In „De civitate Dei“ (Vom Gottesstaat) entwickelt Augustinus eine theologische Geschichtsphilosophie, die das Spannungsfeld zwischen der irdischen und der himmlischen Stadt beschreibt. Seine Lehre über die Erbsünde betont, dass alle Menschen durch die Sünde Adams belastet sind und dass die göttliche Gnade notwendig ist, um Erlösung zu erlangen. Diese Lehre stand im Zentrum des Pelagianismusstreits, bei dem Augustinus gegen Pelagius argumentierte, dass die menschliche Natur durch die Sünde so stark geschwächt sei, dass der Mensch ohne göttliche Gnade nicht in der Lage sei, das Gute zu wählen.

Bedeutung für Martin Luther

Augustinus‘ Theologie hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf Martin Luther und die lutherische Reformation. Besonders Augustinus‘ Lehre von der Gnade und der Rechtfertigung durch den Glauben prägte Luthers eigene Theologie. Luther war ein Mitglied des Augustinerordens und las intensiv die Schriften des Kirchenvaters. Augustinus‘ Betonung der völligen Abhängigkeit des Menschen von Gottes Gnade und seine scharfe Kritik am Pelagianismus bildeten die Grundlage für Luthers Ablehnung der Lehre von der Werkgerechtigkeit, wie sie in der mittelalterlichen Kirche gelehrt wurde. Für Luther war Augustinus eine Autorität, die half, seine eigene Theologie gegen die römisch-katholische Kirche zu verteidigen.

Luthers Rückgriff auf Augustinus war besonders wichtig in der Auseinandersetzung mit der scholastischen Theologie und der Lehre der Kirche seiner Zeit, die stark auf dem Werk der Gerechtigkeit betonte. Augustinus‘ Lehre, dass die Erlösung allein durch Gottes Gnade und nicht durch menschliche Verdienste kommt, wurde zum Eckpfeiler der lutherischen Reformation und ist bis heute ein zentrales Prinzip der lutherischen Theologie.

Fazit

Augustinus von Hippo bleibt eine der einflussreichsten Figuren in der Geschichte des Christentums, und seine Lehren haben die Theologie und Praxis der Kirche über Jahrhunderte hinweg geprägt. Seine Theologie, insbesondere seine Lehren über Gnade und Sünde, hatten nicht nur einen tiefen Einfluss auf die mittelalterliche Kirche, sondern waren auch maßgeblich für die Entstehung der lutherischen Reformation und prägen die lutherische Theologie bis heute. Martin Luther sah in Augustinus einen theologischen Vorläufer, der viele der Prinzipien formulierte, die später in der Reformation wieder aufgegriffen und weiterentwickelt wurden.

Beitragsbild: Der heilige Augustinus und seine Mutter, die heilige Monica (1846) vom französischen Maler Ary Scheffer



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