Ein Beitrag von Pfarrer Johann Hillermann
Luther 1545
„Luther 1545“ steht für die letzte Bibelausgabe, die der Reformator Dr. Martin Luther im Jahr 1545 – ein Jahr vor seinem Tod – noch verantwortet hat. Es ist die sogenannte „Ausgabe letzter Hand“. Bereits 23 Jahre zuvor gelang ihm mit der Übersetzung des Neuen Testaments ein großer Wurf, sowohl für das christliche Leben in Deutschland als auch für die deutsche Sprache. Luthers Bibelübersetzung wurde sehr schnell zum anerkannten Maßstab für gutes Deutsch. Selbst seine Gegner mussten dies anerkennen.
Quelle des christlichen Glaubens
Luthers Reformation war vor allem ein Ruf „ad fontes“ – „zurück zu den Quellen!“ Das gesamte kirchliche Leben sollte an den grundlegenden Dokumenten des Evangeliums geprüft werden. Was hatte Jesus genau gesagt und getan? Was hatten die Zeugen und autorisierten Nachfolger über Jesus und seine Bedeutung verbindlich gelehrt? Diese Fragen führten zu einer intensiven Beschäftigung mit der Heiligen Schrift, wie wir sie uns heute kaum vorstellen können.
Quelle der Kultur
In der Bibel finden wir Texte zu den unterschiedlichsten Themen, die uns Menschen betreffen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie in allen Lebensbereichen Spuren hinterlassen hat. Schon vor der Reformation wurde die Bibel jahrhundertelang in Deutschland als Autorität anerkannt. Als dann Luthers Übersetzung allen deutschsprachigen Menschen den Zugang zum Wort Gottes eröffnete, wuchs ihr Einfluss weiter. Alle Bereiche der Kultur sind ohne Kenntnis der Bibel – ihrer Geschichten, Weisheiten und Botschaften – kaum vorstellbar. Daher ist die Lutherbibel, die über Jahrhunderte hinweg von Menschen im deutschsprachigen Raum gelesen wurde, auch eine Quelle der Kultur. Alle bedeutenden Dichter unserer Sprache haben dies anerkannt.
Sakraler Text, sakrale Sprache
Die „Luther 1545“ ist nicht irgendein Text. Sie ist die Übersetzung einer Heiligen Schrift. In ihr wird das gesagt, was sich Menschen nicht selbst sagen können, das aber dennoch den Menschen erreichen soll. Es handelt sich um einen sakralen Text, der ein Höchstmaß an Verbindlichkeit und Bedeutung besitzt. Das bedeutet, dass das Wort einerseits fremd, aber dennoch klar ist. Dies hängt mit dem Inhalt zusammen. Der Inhalt ist nicht alltäglich, weshalb auch die Sprache nicht alltäglich sein kann. Die Wörter, ja selbst der Satzbau, sind meistens vertraut, aber dann erscheinen plötzlich Worte oder Satzstrukturen, die anders und überraschend sind. Das Heilige wird immer überraschend sein, da es von Gott zu den Menschen kommt. Daher ist sakrale Sprache niemals Alltagssprache. Es lässt sich nachweisen, dass Luther die Alltagssprache wohl genau kannte, die Bibel jedoch bewusst nicht in eine alltägliche Sprache übertrug.
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