Die apokalyptische Frau und der Drache, Bamberger Apokalypse (um 1000), vgl. Offb 12,3b-4 EU

Vorwort zur Offenbarung des Johannes

von Martin Luther

im heutigen Deutsch vom Text ins heutige Deutsch von ChatGPT übertragen.


In der Christenheit gibt es viele Arten von Prophezeiungen. Einige prophezeien, indem sie die Schriften der Propheten auslegen, wie Paulus es in 1. Korinther 12 und 14 und an anderen Stellen erklärt. Diese Art der Prophezeiung ist sehr wichtig und sollte täglich genutzt werden, da sie das Wort Gottes lehrt, das Fundament des christlichen Glaubens legt und den Glauben verteidigt. Zusammengefasst leitet und unterstützt sie das Amt des Predigers.

Einige prophezeien über zukünftige Dinge, die nicht zuvor in der Schrift erwähnt wurden, und diese Art ist dreifach. Die erste Art tut dies mit klaren Worten, ohne Bilder und Figuren, wie zum Beispiel Moses, David und andere Propheten über Christus prophezeit haben, sowie Christus und die Apostel über den Antichristen und falsche Lehrer etc.

Die zweite Art verwendet Bilder, fügt aber auch eine Interpretation mit klaren Worten hinzu, wie Joseph Träume deutet und Daniel sowohl Träume als auch Bilder interpretiert.

Die dritte Art verwendet nur Bilder und Figuren ohne Worte oder Erklärungen, wie dieses Buch der Offenbarung und viele Träume und Visionen heiliger Personen, die sie vom Heiligen Geist erhalten haben. Wie in Apostelgeschichte 2, wo Petrus aus Joel zitiert: „Eure Söhne und Töchter sollen prophezeien, und eure Jungen sollen Visionen sehen, und eure Alten sollen Träume träumen.“ Solange solche Prophezeiungen ungedeutet bleiben und keine klare Interpretation erhalten, sind sie eine verborgene, stumme Prophezeiung und noch nicht zu ihrem Nutzen und ihrer Frucht für das Christentum gekommen.

So erging es auch diesem Buch bisher. Viele haben versucht, es zu interpretieren, aber bis heute nichts Gewisses erbracht, einige haben sogar Unsinniges aus ihrem Kopf erfunden. Wegen solcher ungewissen Interpretationen und verborgenen Verständnisses haben wir es bisher beiseitegelassen, besonders weil es auch bei einigen alten Vätern Zweifel gab, ob es wirklich von Johannes dem Apostel stammt, wie im dritten Buch der Kirchengeschichte, Kapitel 25, steht. In diesem Zweifel lassen wir es auch für uns. Damit jedoch niemand gehindert wird, es für das Werk von Johannes dem Apostel zu halten oder wie er will.

Weil wir dennoch gerne eine deutliche oder sichere Interpretation hätten, möchten wir anderen und höheren Geistern Anlass zum Nachdenken geben und auch unsere Gedanken offenlegen, nämlich so: Da es eine Offenbarung zukünftiger Ereignisse und insbesondere zukünftiger Trübsale und Nöte des Christentums sein soll, glauben wir, dass der nächste und sicherste Ansatz, die Interpretation zu finden, wäre, die bereits geschehenen Ereignisse und Unfälle in der Christenheit aus den Geschichten zu nehmen und diese den Bildern gegenüberzustellen und so die Worte zu vergleichen. Wenn es sich dann fein miteinander reimt und trifft, könnte man darauf fußen, als auf eine sichere oder zumindest eine unverwerfliche Interpretation.

Demnach betrachten wir, wie der Text selbst sagt, dass die ersten drei Kapitel, die von den sieben Gemeinden und ihren Engeln in Asien sprechen, nichts anderes wollen, als einfach darzustellen, wie diese Gemeinden zu der Zeit standen, und sie werden ermahnt, standhaft zu bleiben, zu wachsen oder sich zu verbessern. Darüber hinaus lernen wir aus dem Wort „Engel“ in anderen Bildern oder Geschichten, Bischöfe und Lehrer in der Christenheit zu verstehen, einige gut, wie die heiligen Väter und Bischöfe, andere böse, wie die Ketzer und falschen Bischöfe, von denen allerdings mehr in diesem Buch stehen als von den ersteren.

Im vierten und fünften Kapitel wird die gesamte Christenheit dargestellt, die solche zukünftigen Trübsale und Plagen erleiden soll. Da sind vierundzwanzig Älteste vor Gott (das sind alle Bischöfe und Lehrer einträchtig), gekrönt mit dem Glauben, die Christus, das Lamm Gottes, mit Harfen loben (das heißt predigen) und mit Räucherfässern dienen (das heißt im Gebet üben). Das alles zum Trost der Christen, damit sie wissen, dass die Christenheit auch in zukünftigen Plagen bestehen bleibt.

Im sechsten Kapitel beginnen die zukünftigen Trübsale, zunächst die leiblichen Trübsale, wie Verfolgung durch weltliche Autoritäten, Krieg und Blutvergießen, Teuerung und Hunger, Pestilenz und Seuchen. Denn diese vier Plagen folgen sicher immer auf die Undankbaren und Verächter des Wortes Gottes, neben anderen Zerstörungen und Veränderungen der Obrigkeiten bis zum Jüngsten Tag, wie am Ende des sechsten Kapitels gezeigt wird. Und die Seelen der Märtyrer treiben dies auch voran mit ihrem Geschrei.

Im siebten und achten Kapitel beginnt die Offenbarung geistlicher Trübsale, das sind verschiedene Ketzereien. Und wieder wird zuerst ein Trostbild gestellt, wo der Engel die Christen zeichnet und den vier bösen Engeln wehrt, damit man wieder sicher ist, dass die Christenheit auch unter den Ketzern fromme Engel und das reine Wort haben wird, wie auch der Engel mit dem Räucherfass, das ist, mit dem Gebet zeigt. Solche guten Engel sind die heiligen Väter, wie Spiridon, Athanasius, Hilarius und das Konzil von Nicäa und dergleichen.

Der erste böse Engel ist Tatian mit seinen Enkratiten, die die Ehe verboten und durch Werke fromm sein wollten, wie die Juden. Denn die Lehre von der Werkgerechtigkeit musste die erste sein, die gegen das Evangelium stand, und bleibt wohl auch die letzte, obwohl sie immer neue Lehrer und andere Namen bekommt, wie die Pelagianer etc.

Der zweite ist Marcion mit seinen Kataphrygern, Manichäern, Montanisten etc., die ihre Geistigkeit über jede Schrift stellen und wie dieser brennende Berg zwischen Himmel und Erde fahren, wie bei uns Thomas Müntzer und die Schwärmer.

Der dritte ist Origenes, der durch Philosophie und Vernunft die Schrift bitter und verdorben macht, wie bei uns die Universitäten bis hierher getan haben.

Der vierte ist Novatian mit seinen Katharern, die die Buße verweigerten und sich für reiner als andere hielten. Solcher Art waren später auch die Donatisten. Unsere Geistlichen sind fast alle vier Arten. Die Gelehrten, die die Geschichte kennen, werden dies gut zuordnen können, denn es wäre zu lang, alles zu erzählen und zu beweisen.

Im neunten und zehnten Kapitel beginnt der eigentliche Jammer, denn bisher waren die leiblichen und geistlichen Trübsale fast ein Scherz im Vergleich zu den kommenden Plagen. Wie auch der Engel am Ende des achten Kapitels selbst ankündigt, sollen drei Wehe kommen, die die anderen drei, das heißt der fünfte, sechste, siebte Engel ausführen werden, und damit der Welt ein Ende setzen. Hier kommen sowohl geistliche als auch leibliche Verfolgungen zusammen, von denen es drei geben soll, die erste groß, die zweite noch größer, die dritte am allergrößten.

So ist nun das erste Wehe, der fünfte Engel, Arius, der große Ketzer, und seine Gefährten, die die Christenheit so furchtbar in der ganzen Welt geplagt haben, dass wohl der Text hier sagt, die frommen Leute wären lieber gestorben, als solches zu sehen, und mussten doch solches sehen und nicht sterben. Ja, er sagt, der Engel aus der Hölle, genannt Verderber, sei ihr König, als wollten sie sagen, der Teufel reite sie selbst. Denn sie haben nicht nur geistlich, sondern auch leiblich mit dem Schwert die wahren Christen verfolgt. Lies die Geschichte der Arianer, so wirst du diese Figur und Worte wohl verstehen.

Das zweite Wehe ist der sechste Engel, der schändliche Mohammed mit seinen Gefährten, den Sarazenen, welche mit Lehren und mit dem Schwert der Christenheit große Plage angelegt haben. Neben und mit diesem Engel, damit dieses Wehe desto größer sei, kommt dazu der starke Engel mit dem Regenbogen und bitteren Buch, das ist, das heilige Papsttum mit seinem großen geistlichen Schein, die Messe und Fass den Tempel mit ihren Gesetzen, stoßen den Chor hinaus und richten eine Scheinkirche oder äußerliche Heiligkeit an.

Im elften und zwölften Kapitel werden zwischen solchen bösen Wehen und Plagen zwei Trostbilder gestellt, eines von den zwei Predigern und eines von der schwangeren Frau, die ein Knäblein ohne des Drachen Dank gebiert. Damit wird angezeigt, dass dennoch einige fromme Lehrer und Christen bleiben sollen, sowohl unter den zwei vorherigen Wehen als auch dem kommenden dritten Wehe. Und nun laufen die letzten zwei Wehe miteinander und greifen zugleich die Christenheit zum Letzten an, und der Teufel stößt damit endlich dem Fass den Boden aus.

Nun kommt im dreizehnten Kapitel (auf die Posaunen des letzten unter den sieben Engeln, der am Anfang des zwölften Kapitels bläst) des siebten Engels Geschäft, das dritte Wehe, nämlich das kaiserliche Papsttum und kaiserliche Papsttum. Hier erhält das Papsttum auch das weltliche Schwert in seine Gewalt und regiert nun nicht nur mit dem Buch im zweiten Wehe, sondern auch mit dem Schwert im dritten Wehe, wie sie denn rühmen, dass der Papst beide, geistliches und weltliches Schwert, in seiner Macht habe.

Hier sind nun die zwei Tiere, eines ist das Kaiserreich, das andere mit den zwei Hörnern, das Papsttum, welches nun auch ein weltliches Reich geworden ist, doch mit dem Schein des Namens Christi. Denn der Papst hat das gefallene römische Reich wieder aufgerichtet und von den Griechen zu den Deutschen gebracht und ist doch mehr ein Bild vom römischen Reich als der Körper des Reichs selbst, wie es gewesen ist. Dennoch gibt er solchem Bild Geist und Leben, dass es dennoch seine Stände, Rechte, Glieder und Ämter hat und geht etlichermaßen im Schwung. Das ist das Bild, das verwundet gewesen und wieder heil geworden ist.

Was aber für Greuel, Wehe und Schaden solch kaiserliches Papsttum getan hat, ist jetzt nicht zu erzählen. Denn erstlich ist die Welt durch sein Buch voll geworden aller Abgötterei, mit Klöstern, Stiften, Heiligen, Wallfahrten, Fegefeuer, Ablass, Unzucht und unzähligen mehr Stücken der Menschenlehre und Werke etc. Zum anderen, wer kann erzählen, wie viel Blut, Mord, Krieg und Jammer die Päpste angerichtet haben, sowohl mit eigenen Kriegen als auch mit dem Aufhetzen der Kaiser, Könige, Fürsten untereinander.

Hier geht nun und läuft des Teufels letzter Zorn miteinander im Schwang, dort gegen Morgen das andere Wehe, Mohammed und die Sarazenen, hier gegen Abend Papsttum und Kaiserreich mit dem dritten Wehe. Zu welchen als Zugabe der Türke, Gog und Magog auch kommt, wie im zwanzigsten Kapitel folgen wird. Und so wird die Christenheit in aller Welt und zu allen Seiten mit falschen Lehren und Kriegen, mit Buch und Schwert, aufs allerschrecklichste und jämmerlichste geplagt, das ist die Grundsuppe und die endliche Plage. Darauf folgen nun fast eitel Trostbilder, vom Ende solcher aller Wehe und Greuel.

Im vierzehnten Kapitel beginnt Christus zuerst mit dem Geist seines Mundes zu töten (wie Paulus sagt) seinen Antichrist, und kommt der Engel mit dem Evangelium gegen das bittere Buch des starken Engels. Und stehen nun wiederum Heilige, auch Jungfrauen um das Lamm herum und predigen richtig. Auf welches Evangelium folgt des anderen Engels Stimme, dass die Stadt Babylon fallen soll und das geistliche Papsttum untergehen.

Weiter folgt, dass die Ernte gehalten wird, und die, die am Papsttum gegen das Evangelium festhalten, außerhalb der Stadt Christi in die Kelter göttlichen Zorns geworfen werden. Das ist, durch das Evangelium werden sie, als von der Christenheit abgesondert, verurteilt zum Zorn Gottes. Welcher ist viel, und die Kelter gibt viel Bluts. Oder vielleicht mag noch wohl etwas eine redliche Strafe und Urteil vorhanden sein, über unsere Sünde, die an der Maßen und überreif sind.

Darnach im fünfzehnten und sechzehnten Kapitel kommen die sieben Engel mit den sieben Schalen, da nimmt das Evangelium zu und stürmt das Papsttum an allen Enden durch viele gelehrte fromme Prediger und wird des Tieres Stuhl, des Papsts Gewalt finster, unglücklich und verachtet. Aber sie werden alle zornig und wehren sich getrost, denn es gehen drei Frösche, drei unreine Geister aus des Tieres Maul, reizen damit die Könige und Fürsten gegen das Evangelium. Aber es hilft nicht, ihr Streit geschieht doch zu Harmagedon. Die Frösche sind die Sophisten, wie Faber, Eck, Emser etc., die viel Spott gegen das Evangelium treiben und schaffen doch nichts und bleiben Frösche.

Im zweiundzwanzigsten wird das kaiserliche Papsttum und das päpstliche Kaiserreich ganz von Anfang bis ans Ende in ein Bild gefasst und gleich in eine Zusammenfassung dargestellt, wie es nichts sei (denn das alte römische Reich ist längst dahin) und sei doch (denn es sind ja etliche Länder und dazu die Stadt Rom auch noch da). Solch Bild wird hier dargestellt, gleich wie man einen Übeltäter öffentlich vor Gericht stellt, dass er verurteilt werden soll. Damit man wisse, wie dieses Tier nun bald auch verdammt und wie Paulus sagt, durch die Erscheinung der Zukunft unseres Herrn zerstört werden soll. Welches beginnen soll, wie er im Text sagt, auch des Papsttums Schutzherrn, die es also jetzt schützen, dass die Geistlichen gar bald nackt sitzen werden.

Im achtzehnten geht nun an solche Zerstörung, und geht die herrliche große Pracht zu Boden, und hören auf die Stiftsreuber und Pfründendiebe, die Kortisanen. Denn auch Rom darum hat müssen geplündert und durch ihren eigenen Schutzherrn gestürmt werden, zum Anfang der endlichen Zerstörung.

Noch lassen sie nicht ab, suchen, trösten, rüsten und wehren sich, und wie er hier sagt im neunzehnten Kapitel. Nun sie mit der Schrift und Büchern nicht mehr können und die Frösche ausgezickt haben, greifen sie mit Ernst dazu und wollen es mit Gewalt ausführen, sammeln Könige und Fürsten zum Streit. Aber sie laufen an, denn der auf dem weißen Ross, der Gottes Wort heißt, der gewinnt, bis dass beide Tier und Prophet ergriffen, in die Hölle geworfen werden.

In dem nun solches alles geht, kommt im zwanzigsten Kapitel auch herzu der Letztetrunk, Gog und Magog, der Türke, die roten Juden, welche der Satan, so vor tausend Jahren gefangen gewesen ist und nach tausend Jahren wieder losgeworden, bringt. Aber sie sollen mit ihm auch bald in den feurigen Pfuhl. Denn wir achten, dass dieses Bild, als ein besonderes von den vorigen, um der Türken willen gestellt sei. Und die tausend Jahre anzufangen sind, um die Zeit, da dieses Buch geschrieben ist, und zur selbigen Zeit auch der Teufel gebunden sei. Doch muss die Rechnung nicht so genau, alle Minuten treffen. Auf die Türken folgt nun flugs das Jüngste Gericht am Ende dieses Kapitels, wie auch Daniel 7 zeigt.

Zuletzt, im einundzwanzigsten wird der endliche Trost dargestellt, dass die heilige Stadt vollendet bereit und als eine Braut zur ewigen Hochzeit geführt werden soll. Dass Christus alleine Herr sei und alle Gottlosen verdammt, samt dem Teufel in die Hölle fahren.

Nach dieser Auslegung können wir dieses Buch uns nützlich machen und wohl gebrauchen. Erstlich zur Tröstung, dass wir wissen, wie keine Gewalt noch Lügen, keine Weisheit noch Heiligkeit, kein Trübsal noch Leid die Christenheit unterdrücken werden, sondern sie soll endlich den Sieg behalten und obliegen.

Zum anderen zur Warnung, wider das große, vielfältige Ärgernis, das sich an der Christenheit ereignet. Denn da so mächtige Gewalt und Schein gegen die Christenheit kämpfen und sie so ganz ohne alle Gestalt unter so vielen Trübsalen, Ketzereien und anderen Gebrechen verborgen sein soll, ist es für Vernunft und Natur unmöglich, die Christenheit zu erkennen, sondern fällt dahin und ärgert sich an ihr, nennt die christliche Kirche, was doch der christlichen Kirche ärgste Feinde sind. Und umgekehrt nennt das verdampte Ketzer, die doch die rechte christliche Kirche sind. Wie bis hier, unter dem Papsttum, Mohammed, ja bei allen Ketzern geschehen ist. Und verlieren also diesen Artikel: Ich glaube eine heilige christliche Kirche.

Gleich wie auch jetzt einige Klüglinge tun, weil sie Ketzerei, Zwietracht und mancherlei Mangel sehen, dass viele falsche, viele lose Christen sind, urteilen sie flugs und frei, es seien keine Christen da. Denn sie haben gehört, dass Christen ein heiliges, friedvolles, einträchtiges, freundliches, tugendreiches Volk sein sollen. Demnach meinen sie, es solle kein Ärgernis, keine Ketzerei, kein Mangel, sondern eitel Friede und Tugend da sein.

Diese sollten dieses Buch lesen und lernen, die Christenheit mit anderen Augen als mit der Vernunft anzusehen. Denn dieses Buch (meine ich) zeigt ja genug gräulicher ungeheurer Tiere, scheußliche, feindselige Engel, wüste und schreckliche Plagen. Ich will der anderen großen Gebrechen und Mangel schweigen, welche doch allesamt in der Christenheit und unter den Christen gewesen sind, dass freilich alle Vernunft unter solchem Wesen die Christenheit hat müssen verlieren. Wir sehen ja hier klar, was für grausamer Ärgernis und Mangel vor unseren Zeiten gewesen sind, da man meinte, die Christenheit habe am besten gestanden, dass unsere Zeit ein goldenes Jahr gegen jene wohl zu rechnen wäre. Meinst du nicht, die Heiden haben sich auch daran geärgert und die Christen für mutwillige, lose, zänkische Leute gehalten?

Es ist dieses Stück (Ich glaube eine heilige christliche Kirche) ebenso wohl ein Artikel des Glaubens wie die anderen. Darum kann sie keine Vernunft, wenn sie gleich alle Brillen aufsetzt, erkennen, der Teufel kann sie wohl zudecken, mit Ärgernissen und Rotten, dass du dich musst daran ärgern. So kann sie Gott auch mit Gebrechen und allerlei Mangel verbergen, dass du musst darüber zum Narren werden und ein falsches Urteil über sie fassen. Sie will nicht gesehen, sondern geglaubt sein. Glaube aber ist von dem, das man nicht sieht, Hebräer 11. Und sie singt mit ihrem Herrn auch das Lied: Selig ist, der sich nicht ärgert an mir. Ein Christ ist auch wohl in sich selbst verborgen, dass er seine Heiligkeit und Tugend nicht sieht, sondern eitel Untugend und Unheiligkeit sieht er an sich. Und du grober Klügling wolltest die Christenheit mit deiner blinden Vernunft und unsauberen Augen sehen.

Zusammenfassend, unsere Heiligkeit ist im Himmel, wo Christus ist, und nicht in der Welt vor den Augen, wie ein Kram auf dem Markt. Darum lasst Ärgernis, Rotten, Ketzerei und Gebrechen sein und schaffen, was sie mögen. Solange das Wort des Evangeliums bei uns rein bleibt und wir es lieb und wert haben, sollen wir nicht zweifeln, Christus sei bei und mit uns, wenn es gleich aufs Ärgste geht. Wie wir hier sehen in diesem Buch, dass Christus durch und über alle Plagen, Tiere, böse Engel dennoch bei und mit seinen Heiligen ist und endlich obliegt.



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