Der Reformationstag erinnert uns an das fundamentale Anliegen Martin Luthers, den Glauben auf die reinen Wahrheiten der Heiligen Schrift zu gründen und das Evangelium von menschlichen Einflüssen und Fehlentwicklungen zu befreien. Als Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte, ging es ihm nicht um Rebellion, sondern um die Rückbesinnung auf das Wort Gottes – die alleinige Quelle unseres Glaubens.
Die Kernbotschaft der Reformation: Allein die Schrift, Allein der Glaube, Allein die Gnade
Luther erkannte, dass die Kirche im Laufe der Jahrhunderte die klare Botschaft der Bibel verdunkelt hatte. Besonders der Ablasshandel, bei dem Gläubige gegen Bezahlung angeblich Erlösung erlangen konnten, stellte einen krassen Widerspruch zu den Worten der Schrift dar. Luther wollte diese Missstände aufzeigen und eine Reform innerhalb der Kirche anstoßen, damit das Evangelium wieder im Zentrum steht.
Er betonte deshalb:
- Sola Scriptura (Allein die Schrift): Allein die Bibel ist die Richtschnur des Glaubens, über menschliche Traditionen und Lehren gestellt.
- Sola Fide (Allein der Glaube) und Sola Gratia (Allein die Gnade): Unser Heil liegt einzig im Glauben an Jesus Christus, durch die Gnade Gottes allein. Keine Werke, keine Vermittler, kein Handel können uns retten – allein der Glaube an den gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Das Priestertum aller Getauften
Mit Luthers Schriftverständnis kam auch die Erkenntnis, dass alle Getauften Teil der königlichen Priesterschaft sind. Sie haben durch Christus direkten Zugang zu Gott und brauchen keinen weiteren Vermittler. So wie es im 1. Petrusbrief heißt: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums“ (1. Petrus 2,9). Dieses Priestertum bedeutet eine tiefe Freiheit und Verantwortung jedes Einzelnen, im Glauben zu wachsen, das Evangelium zu verkündigen und ein Leben zu führen, das Christus ehrt.
Die Bedeutung des Reformationstages heute
Der Reformationstag erinnert uns daran, dass es entscheidend ist, unsere Geschichte zu kennen. Wir stehen auf den Schultern von Riesen wie Martin Luther, der bereit war, für die Wahrheit der Heiligen Schrift sein Leben zu riskieren. Dieser Tag bietet uns die Gelegenheit, uns intensiv mit der Geschichte der Reformation zu beschäftigen und den Mut, die Überzeugung und das tiefe Vertrauen in Gottes Wort zu würdigen, die unsere Vorfahren im Glauben an den Tag legten.
Luther wäre für die Wahrheit gestorben – wie sieht es heute bei uns aus? Kennen wir noch die unverfälschte Botschaft der Bibel, die er so eindringlich verteidigt hat? Sind wir bereit, die Wahrheit gegen die zahlreichen Verwässerungen und Kompromisse unserer Zeit zu verteidigen? Der Reformationstag ist ein Aufruf an uns, das Erbe Luthers lebendig zu halten und den Glauben an Christus und sein Evangelium ohne Abstriche und mutig in einer Welt zu vertreten, die oft lieber den einfachen Weg geht.
In dieser Haltung der Treue zur Schrift und in der Gewissheit, dass Gottes Wort alle Zeit überdauert, bleibt die Reformation nicht nur ein Gedenktag, sondern eine lebendige Aufgabe für uns alle.
Historiker: Luthers Thesenanschlag gab es doch
Bild: Thesentür an der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg
Von A.Savin – Eigenes Werk, FAL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54520833
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