Weitere Einzelheiten Tizian: Kain und Abel. (1570/76, Santa Maria della Salute, Venedig)

Vom unfreien Willen

Worum geht es in Luthers Schrift vom unfreien Willen?

Martin Luthers Schrift „De Servo Arbitrio“ (Vom unfreien Willen), die 1525 veröffentlicht wurde, ist eine Antwort auf Erasmus von Rotterdams Werk „De libero arbitrio diatribe sive collatio“ (Über den freien Willen). In diesem bedeutenden theologischen Werk legt Luther seine Überzeugung dar, dass der menschliche Wille in Bezug auf die göttliche Erlösung unfrei ist und vollständig von Gottes Gnade abhängt.

Luther argumentiert, dass der Mensch nach dem Sündenfall unfähig ist, aus eigener Kraft nach Gott zu streben oder das Gute zu wählen. Stattdessen ist der menschliche Wille durch die Sünde versklavt und kann sich nur durch Gottes einseitige, vorherbestimmende Gnade zum Guten wenden. Er betont, dass der Mensch zur Erlösung vollständig auf Gottes Gnade angewiesen ist und dass der Glaube selbst ein Geschenk Gottes ist, nicht das Ergebnis menschlicher Anstrengung oder Entscheidung.

Gegen Erasmus‘ Betonung des freien Willens und der menschlichen Verantwortung beharrt Luther darauf, dass Erlösung und Glaube ausschließlich Gottes Werk sind. Er beruft sich auf zahlreiche biblische Texte, insbesondere aus den Schriften des Apostels Paulus, um seine Position zu untermauern, dass der Mensch in spirituellen Angelegenheiten nicht frei, sondern durch die Sünde unfrei ist.

Luthers „De Servo Arbitrio“ ist ein zentrales Werk der reformatorischen Theologie und betont die Souveränität Gottes, die menschliche Abhängigkeit von Gottes Gnade und die zentrale Bedeutung des Glaubens, der allein durch Gottes Handeln im Menschen gewirkt wird.

Welche Bibelstellen zieht Luther zur Begründung heran?

In seinem Werk „De Servo Arbitrio“ (Vom unfreien Willen) stützt sich Martin Luther auf verschiedene biblische Textstellen, um seine These vom unfreien Willen des Menschen zu begründen. Einige der zentralen Schriftstellen, die er zur Untermauerung seiner Argumentation heranzieht, sind:

  1. Römer 3,10-12: Hier zitiert Paulus Psalmen, um die universelle Sündhaftigkeit und Unfähigkeit des Menschen zu beschreiben, sich selbst zu rechtfertigen oder Gott aus eigener Kraft zu suchen. „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer; da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, nicht einmal einer.“
  2. Römer 9,16: In diesem Vers betont Paulus, dass das Erbarmen Gottes nicht von menschlichem Wollen oder Laufen, sondern von Gottes Erbarmen abhängt: „So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“
  3. Epheser 2,8-9: Paulus erklärt hier, dass der Glaube selbst ein Geschenk Gottes ist und nicht aus menschlichen Werken resultiert, damit niemand sich rühmen kann: „Denn durch die Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“
  4. Johannes 6,44: Jesus selbst sagt, dass niemand zu ihm kommen kann, es sei denn, der Vater zieht ihn: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, ziehe ihn.“

Diese und weitere Textstellen verwendet Luther, um zu argumentieren, dass der menschliche Wille in Bezug auf die Erlösung unfrei und vollständig von Gottes Gnade abhängig ist. Luther betont, dass der gefallene Mensch nicht die Fähigkeit besitzt, sich für Gott oder das Gute zu entscheiden, und dass jede positive Entscheidung oder Handlung in Bezug auf das Heil ausschließlich das Werk Gottes ist.



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